Parasitenbekämpfung beim Pferd (Entwurmungen)

Ein starker Befall durch Parasiten / „Würmer“ ist für unsere Pferde eine schlimme Sache. Durch Wissen über die Schädlinge und durch korrekte Bekämpfung kann man jedoch den Befall auf einem für das Pferd nicht schädlichen Niveau halten. Die folgenden Seiten fassen unser Wissen über:

zusammen.

Weide im Frühjahr
Nicht nur im Pferd, auch auf der Weide müssen Parasiten bekämpft werden!

Alle Angaben werden auf der Grundlage besten Wissens und Gewissens weitergegeben.
Diese Seite dient lediglich zur persönlichen Information, eine Haftung wird ausgeschlossen.
Im Verdachtsfall zur Diagnose und / oder Therapie immer einen Tierarzt zu Rate ziehen!

Das Krankheitsbild bei verwurmten Pferden

Pferde kommen mit einer sehr hohen Wurmbelastung klar ohne dass der Pferdehalter dies bemerkt. Die Belastung des Pferdeorganismus durch Parasiten macht sich anfangs in einem schlechter werdenden Allgemeinzustand und in einer nachlassender Leistungsbereitschaft bemerkbar. Je nach Grad und Dauer der Verwurmung kann es zu einer Dauerschädigung von inneren Organen, sowie Koliken bis hin zum Darmverschluß kommen. Starke Verwurmungen enden mitunter tödlich.

Abmagerung, stumpfes Fell Haarausfall, Darmentzündung, Darmverschluss und daraus folgend Koliken, schlechtes Wachstum bei Fohlen, juckender Anus – verursacht Schweifscheuern .Durchfall, schneller und starker Gewichtsverlust, Anhaltender Husten, erhöhte Atemfrequenz

Kotproben

Blutproben

Parasiten und ihre Vermehrung

Neben der chemischen Bekämpfung der Parasiten ist es sinnvoll, den Infektionsdruck für die Pferde so gering wie möglich zu halten. Wenn man sich den Lebenszyklus der meisten Parasiten anschaut, sieht man, dass ein gutes Weidemanagement den Infektionsdruck stark beeinflusst. Kot absammeln Geilstellen ausmähen Eine Zufütterung der Pferde auf kontaminiertem Boden vermeiden (evtl. Futterraufe bzw. -trog benutzen). Permanente Tränken (z.B. fest installierte Tränken auf der Weide) regelmäßig reinigen. Keinen Pferdemist auf die Weiden ausbringen oder diesen zumindest heiß verrotten Wenn möglich Besatzdichte anpassen (für ganzjährig ganztägigen Auslauf sind 5000 m² je Pferd zu rechnen! Bei schweren Pferden darauf achten, dass sie eine ihrem Gewicht entsprechende Dosis bekommen. Unterdosierung ist die häufigste Ursache für Resistenzen! Die Eier der Magendasseln, die am Haarkleid anhaften, regelmäßig entfernen, um eine orale Aufnahme zu vermindern. Neben dem Weidemanagement hilft auch ein tägliches, gründliches Misten der Box /des Stalls den Infektionsdruck zu minimieren. Wenn die verwurmten Pferdeäpfel entfernt werden, bevor sich die darin enthaltenen Wurmeier in Larven verwandeln, ist viel gewonnen. Die wichtigsten Innenparasiten des Pferdes: Kleine Strongyliden Große Strongyliden Spulwürmer Zwergfadenwürmer Lungenwürmer Magenwürmer Bandwürmer Pfriemenschwänze Filarien Magendasseln

Welche Wurmkuren mit welchen Wirkstoffen gibt es

Das Wissen, dass man die Wurmkuren wechseln soll, ist mittlerweile bei den Pferdehaltern Allgemeingut. Welche Wirkstoffe in welchen Produkten stecken ist aber meist gänzlich unbekannt. Daher haben wir hier zu allen uns bekannten Wirkstoffen die gängigen Präparate und sofern bekannt die Herstellerfirmen zugeordnet.

Benzimidazole (Wirkstoffgruppe)

Benzimidazole mit den Wirkstoffen Fenbendazol, Febandel und Mebendazol haben eine gute Verträglichkeit und das Nebenwirkungspotenzial ist verschwindend gering. Wirkstoffe sind wirksam gegen die erwachsenen Stadien der großen und kleinen Strongyliden, Spulwürmer und Pfriemenschwänzen im Darmkanal. Es sind in hohem Maß Resistenzen bei Strongyliden (siehe Prasiten) bekannt (teilweise wird in der Literatur von 40 -50% gesprochen)!

Pyrantel

Pyrantelembonat wird fast nicht im Darm resorbiert, es bleibt zu 95% dort liegen. Es wirkt dort, aber auch nur dort, direkt auf die “Würmer”. Pyrantel hat eine hohe Wirksamkeit gegen Spulwürmer sowie die meisten großen Strongyliden. Außerdem ist es wirksam gegen Pfriemenschwänze und Benzimidazol*-resistente Stämme der kleinen Strongyliden im Darmrohr. Da es fast nicht in den Blutkreislauf gelangt, besteht kein nenneswertes Risko. Pyrantel kann sogar um ein mehrfaches überdosiert werden ohne das eine Schadwirkung entsteht. Zur Bekämpfung von Bandwürmern hat dieses Mittel sogar die offizielle Zulassung zur doppelten Dosierung – siehe Hippotwin.

Gegen Pyrantel wurden verschiedentlich Resistenzen nachgewiesen.

Ivermectin (Gruppe makrozyklischen Laktone)

Der Wirkstoff ist ein Breitspektrum-Antiparasitikum mit Wirkung gegen eine Vielzahl von Endo- und Ektoparasiten. Der Wirkungsmechanismus besteht im Wesentlichen darin, dass elektrische Impulse in den Muskeln des Parasiten nicht mehr weitergeleitet werden. Das sorgt für eine Abtötung der Parasiten durch sogenannte schlaffe Lähmung.

Ivermectin verteilt sich zwar im ganzen Körper, insbesondere im Fettgewebe, ist aber biologisch für Pferde hoch verträglich. Diese Verteilung ist eine gewüschte Wirkung, um auch die frei im Körper wandernden “Würmer” abzutöten. Das Wirkspektrum umfasst große und kleine Strongyliden, Spulwürmer, Pfriemenschwänze, Magenwürmer sowie die Magendasseln Außerdem ist dieses Mittel geeignet die Larven der Dasselfliegen zu bekämpfen.

Resistenzen gegen Ivermectin sind selten.

Moxidectin (Gruppe makrozyklischen Laktone)

Die Wirkungsweise von Moxidectin entspricht der des Ivermectins , aber die Wirkdauer ist durch eine verzögerte Freisetzung aus dem Fettgewebe länger. Dieses längere Wirkspektrum soll dazu führen, dass drei Entwurmungen pro Jahr ausreichen. Außerdem werden laut Angaben des Herstellers alle Stadien der Stronyliden wirksam abgetötet.

Resistenzen gegen Moxidectin sind nicht bekannt. Die Wurmkur ist etwas teurer als ein Ivermectin Wurmkur.

Unerwünschte Reaktionen können bei Fohlen nach Verabreichung der zweifachen (!) Menge der empfohlenen Dosis und bei erwachsenen Pferden nach Verabreichung der dreifachen (!) Menge der empfohlenen Dosis vorübergehend auftreten.
Die Symptome sind Abgeschlagenheit, Ataxie und Schlaffheit der Unterlippe 8 bis 24 Stunden nach der Behandlung. Im Allgemeinen ist eine Therapie nicht notwendig und die Symptome klingen innerhalb von 24 bis 72 Stunden ab. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel. Bei Fohlen kann eine Überdosierung eine Fütterung mittels Nasenschlundsonde erforderlich machen. (Quelle www.vetpharm.unizh.ch)

Doramectin (Gruppe makrozyklischen Laktone)

Die Wirkungsweise und das Wirkungsspektrum von Doramectin entspricht ebenfalls der des Ivermectins, jedoch ist der Wirkstoff für Pferde zur Zeit (Stand 12.2020) noch nicht zugelassen (für Rinder Schafe und Schweine existiert eine Zulassung). Da die Herstellerfirma Pfizer bereits ein Ivermectinprodukt auf dem Markt hat, ist es fraglich ob und wann eine Zulassung angestrebt wird. In einer Dissertation der FU Berlin 2001 von Katrin Schumann wird dem Produkt bei Pferden bei subkutaner Anwendung eine sehr gute Verträglichkeit bescheinigt.

Praziquantel und Praziquantelkombinationspräparte

Praziquantel ist ein bei Schafen sehr erprobtes Mittel das Anfang 2002 auch in Deutschland für Pferde zugelassen wurde. Dieser Wirkstoff wirkt ausschließlich gegen Bandwürmer (Anoplocephala).
Bandwürmer leben am Verbindungsstück zwischen Blinddarm und Dünndarm. Dort können sie Verstopfungen verursachen, die wiederum zu Koliken führen. Sie brauchen als Zwischenwirt eine im Gras lebende Milbe, um ihren Lebenszyklus fortzusetzen.
Wird in einem Bestand ein Bandwurmbefall bei einem Pferd eindeutig diagnostiziert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der gesamte Bestand kontaminiert ist enorm groß. Es sollte daher dann der gesamte Bestand gegen Bandwürmer entwurmt werden. Auch sind weitere Entwurmungen gegen Bandwürmer im Laufe der nächsten Jahre einzuplanen, da noch kontaminierte Zwischenwirte auf der Weide zu vermuten sind.
Mehr Info über dieses Mittel findet man in einer Studie mit dem Titel „Bandwürmer beim Pferd und ihre Bekämpfung mit Droncit Pferdepaste“ (Heine, J., Bayer AG, Geschäftsbereich Tiergesundheit, 51358 Leverkusen; Barutzki, D., Tierärztliches Labor, 79111 Freiburg; Seen , T., Tierärztliche Praxis, 35463 Fernwald)
Droncit ist speziell nur gegen Bandwürmer. Der Dosierer für ein 600 kg Pferd enthält 600,3 mg Praziquantel.
Equimax wirkt als Kombinationspräparat auch gegen alle anderen Wurmarten inkl. Dasselfliegen. Der Dosierer für ein 600 kg Pferd enthält 900,726 mg Praziquantel. Von Equimax (Virbac) gibt es auch einen Dosierer für Pferde bis 700 kg.
Equest Paramox ist ähnlich Equimax zu beurteilen, hat aber Vorteile bei der Bekämpfung von Strongyliden (siehe Moxidectin).

Entwurmungsschema strategisch - wann welche Wurmkur?

Im Verhältnis von Nebenwirkungen der Wurmkuren zu den teilweise schweren Folgeschäden durch wandernde Wurmlarven und tödlichen Koliken wäre es leichtfertig Pferde nicht häufig genug zu entwurmen. Aber was ist häufig genug und mit welcher Dosierung mit welchen Mitteln zu welcher Zeit? Es ist wichtig, dass immer der gesamte Bestand gleichzeitig entwurmt wird. Geschieht dies nicht, infizieren sich die gerade frisch entwurmten Pferde sofort wieder an den noch nicht entwurmten. Der Erfolg der Wurmkur ist dann äußerst fragwürdig. Wenn man die gemeinsame, regelmäßige Wurmkur in einem Pensionsstall bei seinen Miteinstallern nicht durchsetzen kann, sollte man überlegen, noch häufiger zu entwurmen als im Entwurmungsschema angegeben. Hier verschafft eine (bessere mehrere) Kotprobe(n) die notwendige Kenntnis über den Grad des Wurmbefalls. Wenn die Wurmkuren gegeben werden, ist die Box immer 72 Stunden nach Gabe der Wurmkur komplett zu entmisten. Wer besonders gründlich sein will, kann sie auch noch desinfizieren (ist in regelmäßigen Abständen ohnehin nicht verkehrt). Mit dieser Entmistungsaktion soll verhindert werden, dass die Pferde über das alte, kontaminierte Stroh wieder Wurmeier bzw. Larven aufnehmen. Die Wirkstoffkombinationen werden am Anfang der Entwurmungsperiode (1 Jahr) festgelegt und innerhalb dieser Zeit nicht gewechselt. Reihenfolge der Wurmkuren über das Jahr (bei geschlossenen Beständen): Das Entwurmungsschema beginnt Anfang April einige Zeit vor dem Weideauftrieb, damit die Pferde möglichst wurmfrei sind, wenn sie auf die Weide kommen (Wirkstoff Benzimidazole oder Pyrantel). Wiederholung (bei normaler Besatzdichte) nach 12 Wochen (=3 Monate) mit dem gleichen Wirkstoff. Den Jahresabschluß bilden die Dassellarven. Die Behandlung erfolgt bereits Anfang Oktober mit Ivermectin, oder Moxidectin, wenn die meisten Fliegen aufgrund der kalten Nächte bereits weg sind. Der Grund für eine so frühe Bekämpfung der Dassellarven liegt darin Schäden durch die bereits früh im Jahr aufgenommenen Eier/Larven zu minimieren. Durch eine Wiederholung zwischen Jahreswechsel und Ende Januar mit Ivermectin bzw. Moxidectin (ggf. in Kombination mit Praziquantel wenn gegen Bandwürmer entwurmt werden soll) werden dann auch die letzten geschlüpften Dasseln erwischt. Eine Entwurmung im Winter muss dann bis zum nächsten Weideauftrieb nicht erfolgen. Um sich dieses Wurmschema gut einzuprägen, kann man es auch so handhaben, dass man zu jedem Quartalswechsel entwurmt – also immer dann, wenn der Arzt eine neue Praxisgebühr haben will: 01.04 / 01.07 / 01.10 / 01.01 Besonderheiten bei Fohlen und Mutterstuten Fohlen sollten ab dem 10. Lebenstag alle 3 Wochen bis zum 6. Lebensmonat entwurmt werden. Danach sollte alle 6-8 Wochen im darauffolgendem Halbjahr eine Entwurmung stattfinden. Mutterstuten sollten aufgrund der Zwergfadenwürmer, die sich im Euter befinden und mit der Milch übertragen werden (galaktogen), nicht in den im letzten Monat vor der Geburt entwurmt werden, da es dadurch zu einer erhöhten Ausscheidung kommt. Empfehlenswert ist daher bis zu 6 Wochen vor der Geburt eine Entwurmung vorzunehmen. Integration neuer Pferde in den Bestand Bei wechselnden Beständen empfiehlt sich eine viertägige Quarantäne für die Neuzugänge verbunden mit einer Wurmkur (Wirkstoff Ivermecin oder Moxidectin bei Gefahr von Bandwurmbefall kombiniert mit Praziquantel). Den Mist der Quarantänezeit komplett aus der Box entfernen! (s.o.) Schlussbemerkung Es ist ein guter Erfolg, wenn die Pferde parsitenarm werden. Völlige Parasitenfreiheit ist unter Praxisbedingungen leider nicht zu erreichen.

Entwurmungsschema selektiv - nur bekämpfen, wenn es notwendig ist

Durch die immer weiter um sich greifende Bildung von Resistenzen gegen die vorhandenen Mittel hat sich die wissenschaftliche Meinung zum konventionellen Parasitenmanagement geändert, da diese Methode Resistenzen eher fördert, als dass sie sie verhindert. Es wird daher eine alternative Methode, die sich auch in der Praxis ebenfalls sehr gut durchführen lässt, empfohlen. Diese Methode heißt selektive Entwurmung. Selektive Entwurmung Allgemein Die Methode der selektiven Entwurmung beruht darauf, eine geringe Verwurmung zu tolerieren und nur zu behandeln, wenn ein bestimmter Grenzwert überschritten wird. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen wurde nämlich festgestellt, dass eine geringgradige Verwurmung von Pferden gut toleriert wird. Es gibt sogar Aussagen, dass eine leichte Verwurmung gut für das Immunsystem ist. Der Hintergrund dieser neuen Entwurmungsstrategie ist, dass der Genpool der Würmer, die mit Wurmkuren bekämpft werden können, erhalten bleibt und so Resistenzen vorgebeugt wird. Dies funktioniert (stark vereinfacht) wie folgt: Resistenzen bilden sich per Zufall durch Änderungen im Genpool der Parasiten. Wenn man immer alle Pferde des Bestandes entwurmt, überleben nur die Würmer die resistent sind (Darwin: survival of the fittest). Da diese Würmer sich zwangsläufig nur mit anderen resistenten Würmern paaren können, bildet sich irgendwann ein resistenter Stamm aus. Werden nicht alle Pferde entwurmt, überleben auch Würmer, die von einer Wurmkur getötet würden. Diese bilden dann einen Genpool, der sich mit den resistenten Würmern mischt und so die Bildung eines resistenten Stammes verhindert oder doch zumindest stark verzögert. Damit dieses System bei den Pferdebesitzern akzeptiert wird, bedarf es intensiver Aufklärungsarbeit durch den Stallbetreiber, damit die Pferdebesitzer / Kunden verstehen, worum es geht. Argumentationshilfen und weitergehende Informationen finden sich auf der Projekthomepage www.selektive-Entwurmung.com. Die Selektive Entwurmung im Pferdepensionsstall Da in einem Pensionstall durch die immer wieder wechselnden Bestände schwierigere Bedingungen herrschen, als in einem konstanten Bestand und weil Transparenz gegenüber den Kunden wichtig ist, haben wir das Verfahren etwas modifiziert. Die Teilnahme an diesem neuen Entwurmungsschema ist freiwillig. Der Kunde muss einmalig entscheiden, welche Entwurmungsstrategie er besser findet. Wir empfehlen an dieser Stelle die selektive Entwurmung. Bei den an der selektiven Entwurmung teilnehmenden Pferden wird 3 mal im Jahr eine Kotprobe genommen. Die Kotproben werden in einem dafür ausgestatteten Labor nach dem McMaster Verfahren ausgewertet. Dabei werden die Eier der Parasiten gezählt, nicht eventuell vorhandene Parasiten / Würmer. Anschließend werden nur die Pferde entwurmt, die eine Wurmausscheidung größer 200 Eier /Gramm Kot haben. Alle geringergradig verwurmten Pferde werden nicht (!!!) behandelt. Nach einem festgestellten Befall mit mehr als 200 Eiern / Gramm Kot und der anschließenden Wurmkur wird das Pferd nach 14 Tagen nochmals auf Wurmeier untersucht. Wird kein drastischer Rückgang der Verwurmung festgestellt, kann von einem resistenten Wurmstamm in diesem Pferd ausgegangen werden und die Behandlung muss mit einem anderen Wirkstoff wiederholt werden (Die Kontrolle ebenfalls!). Diese Nachkontrolle nach gegebener Wurmkur ist sehr wichtig. Sie sichert den Erfolg der Maßnahme und des ganzen Schemas! Einmal im Jahr im Herbst wird gegen Dasselfliegen mit einem passenden Wirkstoff entwurmt. Ist über die Kotproben auch ein Bandwurmbefall festgestellt worden, wird gleichzeitig zusätzlich gegen Bandwürmer behandelt (Hier gilt die Devise, wenn bei einem Pferd im Bestand ein Befall nachgewiesen wird, ist der geamte Bestand zu behandeln!). Die Untersuchungen der Kotproben muss völlig transparent erfolgen und jeder Anschein einer Manipulation durch den Stallbetreiber muss ausgeschlossen sein. Am Besten erhalten die Pferdebesitzer den originalen Befund des Labors. Die Kot-Untersuchung sollte nicht vom örtlichen Tierarzt durchgeführt werden. Hier sollte ein Speziallabor beauftragt sein, dass die Auszählung der Wurmeier computergestützt hochgenau vornehmen kann. Die Kotproben müssen so frisch wie irgend möglich beim Labor ankommen, da sich die Eier bei Temperaturen oberhalb von 10° Celsius zu Larven umwandeln und dann nicht mehr gezählt werden können. Evtl. beim Versand im Sommer eine Thermobox mit Kühlakku verwenden (bei Tierärzten oder Apotheken nachfragen!). In Offenställen müssen die Kotproben rektal genommen werden. Sollte dies bei einem Pferd nicht möglich sein, wird dieses konventionell auf Verdacht entwurmt. Neuzugänge laufen wie auch bei der konventionellen Entwurmung durch eine „Hammerentwurmung“ mit einer kurzen Quarantäne Für Jungpferde und Mutterstuten gelten andere Regeln da hier aufgrund bestimmter Umstände sehr häufig entwurmt werden muss. Da in einem Pensionstall möglicherweise nicht alle Pferde an der selektiven Entwurmung teilnehmen, ist es wichtig, die Wurmkurgaben terminlich zu koordinieren. Glücklicherweise gelten für die selektive Entwurmung die gleichen sinnvollen Termine sind wie in der konventionellen Entwurmung: 01.01., 01.04., 01.07., 01.10. (= Entwurmung gegen Dasselfliegen und ggf. Bandwurm). Die Wahl der Wurmkurmittel kann, wenn keine Resistenzen vorliegen analog zum konventionellen Schema erfolgen. Betriebswirtschaftliche Betrachtung der selektiven Entwurmung Um ein koordiniertes, zeitgemäßes Parasitenmanagement in einem Pferdepensionsbetrieb zu gewährleisten und gleichzeitig eine faire Lasten- und Kostenverteilung zu realisieren, haben wir das auf Hof Lüttgesheide wie folgt geregelt: In unserem Pensionspreis ist ein zentrales Parasitenmanagement enthalten. Unser Pensionsvertrag lässt dem Kunden die Wahl zwischen 4 Wurmkuren im Jahr oder 1 Wurmkur und drei hochwertige Kotuntersuchungen (s.o.). Die Untersuchungen werden nur von großen Laboren mit entsprechender Reputation durchgeführt. Den Kunden werden die Untersuchungsergebnisse zeitnah weitergegeben. Eventuell notwendige Behandlungen im Rahmen der selektiven Entwurmung werden durch den Pensionsbetrieb durchgeführt und dem Kunden zum Selbstkostenpreis in Rechnung gestellt. Ein Werkzeug zur Verwaltung der Proben und der Probenergebnisse ist hilfreich. Unsere Hofdatenbank ist grundsätzlich für diese Dinge geeignet.

Überlegungen zur Dosierung

Wurmkuren sind in der Regel auf ein Pferdegewicht von 600 kg ausgelegt (die Wurmkur Equest sogar nur auf 550kg). Laut einem Betreiber von mobilen Pferdewaagen wogen aber von 10514 gewogenen Warmblütern 4444 (42,27Prozent) über 600 Kg! Die Entstehung von Resistenzen aufgrund von Unterdosierungen war so fast unvermeidlich.
In gemischten Beständen wie z.B. unserem Pensionsstall ist es durch geschicktes Verteilen der Reste von leichten Pferden möglich, den schweren Pferden die notwendige Wirkstoffmenge zukommen zu lassen. Zur Ermittlung des Pferdegewichts bieten sich mehrere Wege an die wir im Rahmen unserer Futterrationsberechnung beschreiben.
Wenn, aus welchen Gründen auch immer, ein Teil der WK wieder ausgespuckt wird, sollte unbedingt nachdosiert werden. Die ausgespuckte Menge wird oft unterschätzt und die Wirksamkeit der Wurmkur ist durch die Unterdosierung nicht mehr gegeben.
Eine Gefahr durch Überdosierung besteht nicht, da die Wurmkuren bis zur doppelten Dosis ohne Nebenwirkung vertragen werden (siehe Beipackzettel der Wurmkuren)

Seit neuerem bietet die Industrie verstärkt Wurmkuren für schwerere Pferde. Hier lohnt es sich beim Haustierarzt nach einem passenden Mittel zu fragen.

Sollten trotz Wurmkur Symthome wie Leistungs- oder Gewichtsverlust am Pferd auffallen, so sollte man zur Sicherheit wegen der teilweise vorhandenen Resistenzen eine Kotprobe labortechnisch durch den Tierarzt untersuchen lassen und ggf. bei Verdacht auf Bandwürmer eine Blutprobe machen.

Gabe der Wurmkur (auch) bei widerspenstigen Pferden

Bei standhaften Wurmkurverweigeren sollte man die Gabe der Wurmkur nicht mit Gewalt betreiben. Viel besser ist es, dem Pferd die Wurmkur so schmackhaft zu machen, dass es geradezu darum bettelt.

Wir verwenden zu diesem Zweck eine alte Wurmkurspritze, die wir eine Woche vor dem großen Tag beginnend mit Apfelmus aufziehen. Dieses wurde bisher von allen unserern Pferden nach anfänglichen Zögern geradezu gierig aufgenommen. Will das Pferd gar nichts von der Apfelmusspritze wissen, hilft es das Maul zu benetzen.
Die Spitze der Wurmkurspritze wird dann auch in das Apfelmus eingetaucht um den WK- Geruch zu überdecken. Um nach der „ekeligen“ Wurmkur nicht wieder eine Abwehrreaktion zu provozieren, ist es wichtig auch nach der WK noch ein zwei Tage Apfelmus in Spritzen zu füttern.

Wenn sich ein Pferd schlicht weigert, das Maul zu öffnen hilft es, auf der Gegenüberliegenden Seite zur Spritze im Bereich der Gebisslage auf die Backe zu drücken,

Unsere Erfahrungen beim Parasitenmanagement

Im Januar 2013 haben wir unseren Kunden nach 5 Jahren planmäßiger konventioneller Entwurmung erstmalig die Möglichkeit geboten, sich zwischen konventioneller und selektiver Entwurmung zu entscheiden. Im Vorfeld der anstehenden Wurmkur haben wir viele Gespräche geführt und Überzeugungsarbeit bei unseren Kunden geleistet. Dann haben wir einen kleinen Flyer gedruckt, wie der Ablauf an unserem Stall sein wird (er weicht etwas von den allgemeinen Plänen ab) und eine Liste am schwarzen Brett aufgehangen, wo sich jeder, der teilnehmen wollte, verbindlich mit Unterschrift eintragen konnte. Von allen zu diesem Zeitpunkt eingestallten 29 Pferden gab es nur eines, das weiter klassisch entwurmt werden sollte!!! An einem Dienstagmorgen (Wochenanfang ist wichtig wg. Postweg!) haben wir Kotproben von allen 28 zu untersuchenden Pferden eingesammelt und an die Ludwig Maximilian Universität in München geschickt. Ca. eine Woche später kam das folgende Ergebnis: Von 28 Proben waren 24 Proben völlig (!!!) ohne irgeneinen Befund. Diese Pferde mussten also nicht entwurmt werden. Bei drei Pferden wurden je 20 EPG (Eggs Per Gramm) kl. Strongyliden gezählt. Die Entwurmungsschwelle liegt bei 200 EPG – also 10 x höher! Diese Pferde wurden also ebenfalls nicht entwurmt. Bei einem Pferd wurden 100 EPG kl. Stronyliden und 80 EPG Rundwürmer gefunden. Dieses Pferd war ein Neuzugang in unseren Bestand der aus bestimmten Gründen noch nicht entwurmt wurde. Dieses Pferd wurde sofort entwurmt. Bei der Kontrolluntersuchung 14 Tage später war auch dieses Pferd ohne Befund. Im Mai 2013 haben wir die nächste planmäßige Reihenuntersuchung durchgeführt. Diesmal lag die Beteiligung im Stall bei 100 % (Ein großes Lob an unsere Kunden!). Im Ergebniss waren von 33 Proben 23 Pferde ohne Befund 6 Pferde im Bereich 0-150 EPG 4 Pferde im Bereich größer gleich 200 EPG Das die Werte etwas schlechter ausgefallen sind, als in der Januaruntersuchung liegt auch an der Witterung/Jahreszeit, die die „Würmer“ zu verstärkter Aktivität anregt. Insgesamt ist aber auch das zweite Ergebnis ein Erfolg, der die Theorie bestätigt! Fazit: Unser bisheriges konventionelles Parasitenmanagement war nicht schlecht, sonst wäre ein deutlich schlechteres Ergebnis herausgekommen. Die selektive Entwurmung macht Sinn, weil sie unnötige Gaben von Arzneimitteln vermeidet. Eine Wurmkur bei Neuzugängen mit einer kurzen Quarantäne ist super wichtig, um Weiden und Bestand zu schützen.