Hof Lüttgesheide » Pferdegesundheit » Parasitenbekämpfung (Wurmkuren)
Ein starker Befall durch Parasiten / „Würmer“ ist für unsere Pferde eine schlimme Sache. Durch Wissen über die Schädlinge und durch korrekte Bekämpfung kann man jedoch den Befall auf einem für das Pferd nicht schädlichen Niveau halten. Die folgenden Seiten fassen unser Wissen über:
zusammen.
Alle Angaben werden auf der Grundlage besten Wissens und Gewissens weitergegeben.
Diese Seite dient lediglich zur persönlichen Information, eine Haftung wird ausgeschlossen.
Im Verdachtsfall zur Diagnose und / oder Therapie immer einen Tierarzt zu Rate ziehen!
Pferde kommen mit einer sehr hohen Wurmbelastung klar ohne dass der Pferdehalter dies bemerkt. Die Belastung des Pferdeorganismus durch Parasiten macht sich anfangs in einem schlechter werdenden Allgemeinzustand und in einer nachlassender Leistungsbereitschaft bemerkbar. Je nach Grad und Dauer der Verwurmung kann es zu einer Dauerschädigung von inneren Organen, sowie Koliken bis hin zum Darmverschluß kommen. Starke Verwurmungen enden mitunter tödlich.
Abmagerung, stumpfes Fell Haarausfall, Darmentzündung, Darmverschluss und daraus folgend Koliken, schlechtes Wachstum bei Fohlen, juckender Anus – verursacht Schweifscheuern .Durchfall, schneller und starker Gewichtsverlust, Anhaltender Husten, erhöhte Atemfrequenz
Kotproben
Blutproben
Das Wissen, dass man die Wurmkuren wechseln soll, ist mittlerweile bei den Pferdehaltern Allgemeingut. Welche Wirkstoffe in welchen Produkten stecken ist aber meist gänzlich unbekannt. Daher haben wir hier zu allen uns bekannten Wirkstoffen die gängigen Präparate und sofern bekannt die Herstellerfirmen zugeordnet.
Benzimidazole (Wirkstoffgruppe)
Benzimidazole mit den Wirkstoffen Fenbendazol, Febandel und Mebendazol haben eine gute Verträglichkeit und das Nebenwirkungspotenzial ist verschwindend gering. Wirkstoffe sind wirksam gegen die erwachsenen Stadien der großen und kleinen Strongyliden, Spulwürmer und Pfriemenschwänzen im Darmkanal. Es sind in hohem Maß Resistenzen bei Strongyliden (siehe Prasiten) bekannt (teilweise wird in der Literatur von 40 -50% gesprochen)!
Pyrantel
Pyrantelembonat wird fast nicht im Darm resorbiert, es bleibt zu 95% dort liegen. Es wirkt dort, aber auch nur dort, direkt auf die “Würmer”. Pyrantel hat eine hohe Wirksamkeit gegen Spulwürmer sowie die meisten großen Strongyliden. Außerdem ist es wirksam gegen Pfriemenschwänze und Benzimidazol*-resistente Stämme der kleinen Strongyliden im Darmrohr. Da es fast nicht in den Blutkreislauf gelangt, besteht kein nenneswertes Risko. Pyrantel kann sogar um ein mehrfaches überdosiert werden ohne das eine Schadwirkung entsteht. Zur Bekämpfung von Bandwürmern hat dieses Mittel sogar die offizielle Zulassung zur doppelten Dosierung – siehe Hippotwin.
Gegen Pyrantel wurden verschiedentlich Resistenzen nachgewiesen.
Ivermectin (Gruppe makrozyklischen Laktone)
Der Wirkstoff ist ein Breitspektrum-Antiparasitikum mit Wirkung gegen eine Vielzahl von Endo- und Ektoparasiten. Der Wirkungsmechanismus besteht im Wesentlichen darin, dass elektrische Impulse in den Muskeln des Parasiten nicht mehr weitergeleitet werden. Das sorgt für eine Abtötung der Parasiten durch sogenannte schlaffe Lähmung.
Ivermectin verteilt sich zwar im ganzen Körper, insbesondere im Fettgewebe, ist aber biologisch für Pferde hoch verträglich. Diese Verteilung ist eine gewüschte Wirkung, um auch die frei im Körper wandernden “Würmer” abzutöten. Das Wirkspektrum umfasst große und kleine Strongyliden, Spulwürmer, Pfriemenschwänze, Magenwürmer sowie die Magendasseln Außerdem ist dieses Mittel geeignet die Larven der Dasselfliegen zu bekämpfen.
Resistenzen gegen Ivermectin sind selten.
Moxidectin (Gruppe makrozyklischen Laktone)
Die Wirkungsweise von Moxidectin entspricht der des Ivermectins , aber die Wirkdauer ist durch eine verzögerte Freisetzung aus dem Fettgewebe länger. Dieses längere Wirkspektrum soll dazu führen, dass drei Entwurmungen pro Jahr ausreichen. Außerdem werden laut Angaben des Herstellers alle Stadien der Stronyliden wirksam abgetötet.
Resistenzen gegen Moxidectin sind nicht bekannt. Die Wurmkur ist etwas teurer als ein Ivermectin Wurmkur.
Unerwünschte Reaktionen können bei Fohlen nach Verabreichung der zweifachen (!) Menge der empfohlenen Dosis und bei erwachsenen Pferden nach Verabreichung der dreifachen (!) Menge der empfohlenen Dosis vorübergehend auftreten.
Die Symptome sind Abgeschlagenheit, Ataxie und Schlaffheit der Unterlippe 8 bis 24 Stunden nach der Behandlung. Im Allgemeinen ist eine Therapie nicht notwendig und die Symptome klingen innerhalb von 24 bis 72 Stunden ab. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel. Bei Fohlen kann eine Überdosierung eine Fütterung mittels Nasenschlundsonde erforderlich machen. (Quelle www.vetpharm.unizh.ch)
Doramectin (Gruppe makrozyklischen Laktone)
Die Wirkungsweise und das Wirkungsspektrum von Doramectin entspricht ebenfalls der des Ivermectins, jedoch ist der Wirkstoff für Pferde zur Zeit (Stand 12.2020) noch nicht zugelassen (für Rinder Schafe und Schweine existiert eine Zulassung). Da die Herstellerfirma Pfizer bereits ein Ivermectinprodukt auf dem Markt hat, ist es fraglich ob und wann eine Zulassung angestrebt wird. In einer Dissertation der FU Berlin 2001 von Katrin Schumann wird dem Produkt bei Pferden bei subkutaner Anwendung eine sehr gute Verträglichkeit bescheinigt.
Praziquantel und Praziquantelkombinationspräparte
Praziquantel ist ein bei Schafen sehr erprobtes Mittel das Anfang 2002 auch in Deutschland für Pferde zugelassen wurde. Dieser Wirkstoff wirkt ausschließlich gegen Bandwürmer (Anoplocephala).
Bandwürmer leben am Verbindungsstück zwischen Blinddarm und Dünndarm. Dort können sie Verstopfungen verursachen, die wiederum zu Koliken führen. Sie brauchen als Zwischenwirt eine im Gras lebende Milbe, um ihren Lebenszyklus fortzusetzen.
Wird in einem Bestand ein Bandwurmbefall bei einem Pferd eindeutig diagnostiziert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der gesamte Bestand kontaminiert ist enorm groß. Es sollte daher dann der gesamte Bestand gegen Bandwürmer entwurmt werden. Auch sind weitere Entwurmungen gegen Bandwürmer im Laufe der nächsten Jahre einzuplanen, da noch kontaminierte Zwischenwirte auf der Weide zu vermuten sind.
Mehr Info über dieses Mittel findet man in einer Studie mit dem Titel „Bandwürmer beim Pferd und ihre Bekämpfung mit Droncit Pferdepaste“ (Heine, J., Bayer AG, Geschäftsbereich Tiergesundheit, 51358 Leverkusen; Barutzki, D., Tierärztliches Labor, 79111 Freiburg; Seen , T., Tierärztliche Praxis, 35463 Fernwald)
Droncit ist speziell nur gegen Bandwürmer. Der Dosierer für ein 600 kg Pferd enthält 600,3 mg Praziquantel.
Equimax wirkt als Kombinationspräparat auch gegen alle anderen Wurmarten inkl. Dasselfliegen. Der Dosierer für ein 600 kg Pferd enthält 900,726 mg Praziquantel. Von Equimax (Virbac) gibt es auch einen Dosierer für Pferde bis 700 kg.
Equest Paramox ist ähnlich Equimax zu beurteilen, hat aber Vorteile bei der Bekämpfung von Strongyliden (siehe Moxidectin).
Wurmkuren sind in der Regel auf ein Pferdegewicht von 600 kg ausgelegt (die Wurmkur Equest sogar nur auf 550kg). Laut einem Betreiber von mobilen Pferdewaagen wogen aber von 10514 gewogenen Warmblütern 4444 (42,27Prozent) über 600 Kg! Die Entstehung von Resistenzen aufgrund von Unterdosierungen war so fast unvermeidlich.
In gemischten Beständen wie z.B. unserem Pensionsstall ist es durch geschicktes Verteilen der Reste von leichten Pferden möglich, den schweren Pferden die notwendige Wirkstoffmenge zukommen zu lassen. Zur Ermittlung des Pferdegewichts bieten sich mehrere Wege an die wir im Rahmen unserer Futterrationsberechnung beschreiben.
Wenn, aus welchen Gründen auch immer, ein Teil der WK wieder ausgespuckt wird, sollte unbedingt nachdosiert werden. Die ausgespuckte Menge wird oft unterschätzt und die Wirksamkeit der Wurmkur ist durch die Unterdosierung nicht mehr gegeben.
Eine Gefahr durch Überdosierung besteht nicht, da die Wurmkuren bis zur doppelten Dosis ohne Nebenwirkung vertragen werden (siehe Beipackzettel der Wurmkuren)
Seit neuerem bietet die Industrie verstärkt Wurmkuren für schwerere Pferde. Hier lohnt es sich beim Haustierarzt nach einem passenden Mittel zu fragen.
Sollten trotz Wurmkur Symthome wie Leistungs- oder Gewichtsverlust am Pferd auffallen, so sollte man zur Sicherheit wegen der teilweise vorhandenen Resistenzen eine Kotprobe labortechnisch durch den Tierarzt untersuchen lassen und ggf. bei Verdacht auf Bandwürmer eine Blutprobe machen.
Bei standhaften Wurmkurverweigeren sollte man die Gabe der Wurmkur nicht mit Gewalt betreiben. Viel besser ist es, dem Pferd die Wurmkur so schmackhaft zu machen, dass es geradezu darum bettelt.
Wir verwenden zu diesem Zweck eine alte Wurmkurspritze, die wir eine Woche vor dem großen Tag beginnend mit Apfelmus aufziehen. Dieses wurde bisher von allen unserern Pferden nach anfänglichen Zögern geradezu gierig aufgenommen. Will das Pferd gar nichts von der Apfelmusspritze wissen, hilft es das Maul zu benetzen.
Die Spitze der Wurmkurspritze wird dann auch in das Apfelmus eingetaucht um den WK- Geruch zu überdecken. Um nach der „ekeligen“ Wurmkur nicht wieder eine Abwehrreaktion zu provozieren, ist es wichtig auch nach der WK noch ein zwei Tage Apfelmus in Spritzen zu füttern.
Wenn sich ein Pferd schlicht weigert, das Maul zu öffnen hilft es, auf der Gegenüberliegenden Seite zur Spritze im Bereich der Gebisslage auf die Backe zu drücken,